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Hit & Dit

Hit & Dit

Schweden

Case Study Information

Greening processes

grünes Marketing/ Labels

Greening input

Erneuerbare Energie, Nachhaltige Rohstoffe

Greening workplace

Greening outputs

Angebot von Ökologisierungsdienstleistungen
Company size headcount: <250
Company size turnover: Rund 10 Millionen
Interviewed: Incumbent (ältere Generation), Nachfolger (nächste Generation)
Industry: Transport und Lagerung

Background

1998 beschloss Catrin Jalkander, ihre Stelle als Verkäuferin bei einem Molkereiunternehmen aufzugeben und ihr eigenes Unternehmen, Hit & Dit Transportation, zu gründen. Als sie das neue Unternehmen gründete, gab es in der Region nur etwa fünf Postämter, die Pakete abholten und zustellten, insbesondere für Firmenkunden. Zu dieser Zeit war das Internet noch in den Kinderschuhen, und die Unternehmen verließen sich bei der Kommunikation immer noch auf die Post. Catrin erkannte die neuen Möglichkeiten und den ungedeckten Bedarf und begann, mit ihrem eigenen Auto Briefe und Pakete für Firmenkunden in ihrer Heimatstadt Habo abzuholen und auszuliefern, und dehnte die Dienste später auf die Region Jönköping in Schweden aus.

Das Geschäft wuchs exponentiell. Catrin stellte den ersten Mitarbeiter ein und kaufte sechs Monate nach der Gründung des Unternehmens das zweite Auto. Im Jahr 2002 erweiterte sie den Service um die Zustellung von Gütern mit Lastwagen. Das Unternehmen beschäftigte nun etwa 120 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Jahr 2023 einen Umsatz von etwa 86 Millionen SEK. Der Service umfasst Südschweden, einschließlich Stockholm, Göteborg, Malmö und Kalmar. Im Januar 2024 wurde ein weiteres Unternehmen in Östergötland an der Ostküste Schwedens (einschließlich Linköping und Norrköping) gegründet, wo 25 neue Mitarbeiter eingestellt und innerhalb von zwei Monaten 70 neue Fahrzeuge angeschafft wurden.

Catrins Söhne, Nicklas und Marcus, begannen im Familienbetrieb mitzuhelfen, sobald sie mit 18 Jahren ihren Führerschein gemacht hatten. Während ihres Studiums nutzten sie die Sommerferien, um bei der Paketauslieferung zu unterstützen. Nach seinem Abschluss stieg Marcus als Fahrer in das Familienunternehmen ein und ist mittlerweile als Betriebsleiter für die Verwaltung von Großkunden und Routen verantwortlich. Nicklas hingegen sammelte zunächst Berufserfahrung außerhalb des Familienunternehmens und arbeitete in verschiedenen Positionen, unter anderem in der Produktions- und Vertriebsleitung. Nach einigen Jahren luden Catrin und Marcus ihn ein, dem Familienunternehmen beizutreten, um sein Know-how im Produktions- und Vertriebsmanagement einzubringen. Im Jahr 2023 nahm Nicklas das Angebot an und übernahm die Geschäftsführung des Unternehmens in Östergötland. Mit seinem Einstieg begann er, neue Nachhaltigkeitsprojekte zu planen, basierend auf den Erkenntnissen aus seinen bisherigen Tätigkeiten. Wie Catrin es beschreibt:

„Ich hatte das [die Nachhaltigkeit] schon immer im Kopf, aber ehrlich gesagt war es Nicklas, der mich dazu gedrängt hat [mehr Nachhaltigkeit zu praktizieren].“

Nachdem Catrin beide Söhne in das Topmanagement des Unternehmens einbezogen hat, hat sie auch begonnen, ihnen Eigentümeraufgaben zu übertragen, so dass jeder von ihnen 20 % der Anteile am Hauptunternehmen hält. In Anbetracht der Tatsache, dass das Familienunternehmen wächst und in andere Regionen Schwedens expandiert, kann eine Holdinggesellschaft gegründet werden, die die Familienanteile und Geschäftsportfolios konsolidiert, um die Investitionen besser zu verwalten. Durch eine Holdinggesellschaft kann sich die Familie mehr auf ein professionelles Management verlassen, um ihre großen und potenziell risikoreichen Investitionen, z. B. in Nachhaltigkeit, zu unterstützen Nachhaltigkeitspraxis des Unternehmens.

Gallery

Sustainability transition

Die Familie hat ihre Nachhaltigkeitspraktiken auf die Verbesserung ihrer Dienstleistungen ausgerichtet, einschließlich der Erlangung von Zertifizierungen für fairen Transport und der Umrüstung ihrer Fahrzeuge auf nachhaltigere Optionen.

Zertifizierung für fairen Transport

Seit 2019 arbeitet Catrin an der Zertifizierung für faire Praktiken in der Transportbranche. Diese nationale Zertifizierung bestätigt, dass Unternehmen in der Lieferkette durch verschiedene Maßnahmen Nachhaltigkeit erreichen. Jährlich überprüfen Inspektoren das Unternehmen, indem sie unter anderem Arbeitsjournale auswerten, um festzustellen, ob Fahrer Überstunden gemacht haben (d. h. mehr als sechs Stunden pro Schicht gearbeitet) oder gegen Verkehrsvorschriften verstoßen haben. Zudem führen sie Mitarbeiterbefragungen durch, um sicherzustellen, dass alle Angestellten gleich behandelt werden – beispielsweise in Bezug auf faire Löhne und eine angemessene Leistungsbewertung. Darüber hinaus inspizieren sie Fahrzeuge und Einrichtungen, um zu prüfen, ob diese auf dem neuesten Stand sind und ob die Treibhausgasemissionen wirksam reduziert werden können.

Die Familie achtet daher besonders auf Maßnahmen, die sowohl das Wohlbefinden der Mitarbeiter als auch den Zustand der Fahrzeuge betreffen. So dürfen Kleinfahrzeuge nicht älter als fünf Jahre und Lastkraftwagen nicht älter als zehn Jahre sein. Durch die Modernisierung der Fahrzeugflotte wird die Kraftstoffeffizienz verbessert, die Emissionen gesenkt und den Fahrern ein komfortableres „mobiles Büro“ geboten. Nicklas erklärte dazu:

„Wir investieren einen großen Teil unseres Geldes wieder in das Unternehmen. Fast das gesamte Geld fließt in Autos, weil unsere Mitarbeiter Werte schaffen. Wir müssen ihnen Respekt erweisen, indem wir dafür sorgen, dass ihr Büro – das Auto – jeden Tag gut und schön aussieht.

Im Gegenzug neigen ihre Mitarbeiter dazu, länger in ihrem Unternehmen zu arbeiten als die Mitarbeiter ihrer Konkurrenten.

Nachhaltige Fahrzeuge

Die Familie achtet nicht nur darauf, dass ihre Fahrzeuge modern sind, sondern auch auf die Antriebsart. In Anlehnung an die Klimaziele der schwedischen Regierung für 2030 hat das Unternehmen damit begonnen, einige seiner Fahrzeuge durch Modelle mit hydriertem Pflanzenöl (HVO) zu ersetzen, um den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu reduzieren. Zudem wird der Kraftstoffverbrauch jedes Fahrzeugs genau dokumentiert, sodass Kunden anhand konkreter Daten nachvollziehen können, dass die Fahrzeuge des Unternehmens eine bessere Kraftstoffeffizienz und geringere Emissionen aufweisen als herkömmliche Modelle.

Darüber hinaus bietet das Unternehmen seinen Kunden zwei verschiedene Serviceoptionen an: eine mit herkömmlichen Fahrzeugen und eine mit HVO-basierten Fahrzeugen. So können Kunden bewusst eine nachhaltigere Alternative wählen. Langfristig sieht die Familie die HVO-Fahrzeuge jedoch nur als Übergangslösung. Ihr Ziel ist es, vollständig auf Elektrofahrzeuge umzustellen, ohne sich lange in einer Hybridphase aufzuhalten. Nicklas betont: „Wir sind spät dran mit der Elektrifizierung, also müssen wir sofort große Schritte machen.

Allerdings gibt es mehrere Herausforderungen, die einen schnellen Umstieg auf vollelektrische Fahrzeuge erschweren. Erstens schränken bestehende Gewichtsvorschriften die Transportkapazität ein: Falls die Regierung keine höheren Gewichtsgrenzen für Elektrofahrzeuge zulässt, können sie nur etwa die Hälfte der Ladung eines herkömmlichen Fahrzeugs transportieren. Zweitens fehlt es an einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur, was Langstreckenlieferungen mit Elektrofahrzeugen unzuverlässig macht. Drittens sind die Anschaffungskosten erheblich: Ein Elektrofahrzeug kostet rund 50 % mehr als ein konventionelles Fahrzeug. Die komplette Erneuerung der Flotte – 60 Fahrzeuge – würde etwa 54 Millionen SEK erfordern und das Budget des Unternehmens sprengen. Angesichts dieser regulatorischen, infrastrukturellen und finanziellen Hürden ist die Familie unsicher, wann sie ihre gesamte Fahrzeugflotte erfolgreich auf Elektroantrieb umstellen kann.

Learning points and actions to consider

Erstens ist die Einbindung verschiedener interner Stakeholder – sowohl Familienmitglieder als auch familienfremde Mitarbeiter – entscheidend für den Erfolg. Erfahrene Mitarbeiter profitieren von den frischen Perspektiven und der Kreativität jüngerer Familienmitglieder, die neue Ideen einbringen und gewohnte Denkmuster aufbrechen können. Catrin betont: „ „Man braucht Hilfe von jemandem, der jünger ist und einen schnellen Verstand hat.”

Doch nicht nur die Familie selbst, sondern auch externe Mitarbeiter sind eine wertvolle Quelle für Innovationen. Als die Familie beispielsweise Ladestationen für Elektrofahrzeuge auf dem Betriebsgelände installierte, lieferten die Mitarbeiter entscheidende Anregungen zur optimalen Platzierung. Nicklas hebt hervor: „Man braucht mehr Augen, andere Augen, andere Denkweisen – auch von Mitarbeitern außerhalb der Familie. Wenn man nur zu dritt oder viert in der Familie ist, bleibt man oft in der gleichen Denkweise gefangen. .”

Zudem wurde deutlich, dass Nachhaltigkeitsmaßnahmen frühzeitig umgesetzt werden sollten. Werden sie parallel zu anderen Großprojekten – wie der Expansion an einen neuen Standort – gestartet, besteht das Risiko, dass sie in den Hintergrund rücken und die Konkurrenz schneller voranschreitet. Nicklas ist überzeugt: „Wäre ich früher ins Familienunternehmen eingetreten, hätten wir vielleicht schon 30 Prozent unserer Fahrzeuge auf Elektro umgestellt.“

Doch die Familie sieht sich weiterhin mit offenen Fragen konfrontiert. Eine zentrale Herausforderung ist der effiziente Einsatz begrenzter Ressourcen. Da Nicklas sowohl für die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens als auch für die Expansion zuständig ist, muss er Prioritäten setzen – und aktuell liegt der Fokus auf der Expansion. Die Frage bleibt, wie Regierungen und Branchenverbände KMU wie das Familienunternehmen gezielt bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen unterstützen können.

Eine weitere Hürde sind die Kunden. Da mehr als 90 % von ihnen preissensibel sind, bevorzugen sie nach wie vor günstigere, fossil betriebene Fahrzeuge anstelle nachhaltigerer, aber teurerer Alternativen mit HVO-Antrieb. Die Herausforderung besteht also darin, Kunden von umweltfreundlicheren Optionen zu überzeugen, bevor kleine und mittlere Familienunternehmen erhebliche Investitionen in Nachhaltigkeit tätigen können.

Reflections

  • Wie könnte die Familie ihre begrenzten Ressourcen und ihre Zeit besser für die Umsetzung der Nachhaltigkeit einsetzen?
  • Wie könnten die Regierung und die Wirtschaftsverbände KMU-Familien unterstützen?
  • Wie könnte die Familie ihre Kunden in den Prozess der grünen Transformation ihres Geschäftsmodells einbinden?