Im Jahr 1994 gründete der Patriarch ein Familienunternehmen, das mit nur drei Mitarbeitern begann und elektrische Schaltanlagen und Energieverteilungssysteme baute. Das unternehmerische Denken wurde den Kindern des Gründers von klein auf eingeimpft, da er zu Hause häufig über geschäftliche Angelegenheiten sprach. Als die Söhne des Gründers das Unternehmen übernahmen, wurde der Übergang dadurch erleichtert, dass die Mitarbeiter bereits mit ihnen vertraut waren. Diese Vertrautheit ermöglichte eine schnellere Akzeptanz ihrer Entscheidungen, als dies bei einem externen Manager der Fall gewesen wäre.
Die neue Führung hielt es für wichtig, während des Übergangs eine „Außenperspektive“ zu wahren und sicherzustellen, dass sie nicht davon ausging, dass alles so weitergehen sollte wie bisher. Sie betonten die Notwendigkeit für die ältere Generation, die Entscheidungen ihrer Nachfolger zu akzeptieren, selbst wenn diese Entscheidungen von ihren eigenen abwichen, ein Prozess, der unweigerlich zu Spannungen und Herausforderungen innerhalb der Familie führte.
Entscheidend für den erfolgreichen Übergang waren die Berater, die sie konsultierten, insbesondere ihr Notar, der eine zentrale Rolle spielte, indem er wertvolle Anregungen gab und die richtigen Fragen stellte. Etwas enttäuscht waren sie jedoch von ihrem Steuerberater, dem es an ausreichendem Wissen über die Komplexität einer Unternehmensübernahme mangelte. Ein weiteres wichtiges Problem, mit dem die Familie konfrontiert wurde, war die Regelung der Beziehungen zwischen den Geschwistern, insbesondere wenn nicht alle direkt am Unternehmen beteiligt waren. Nach reiflicher Überlegung und guter Beratung wählten sie den Weg der vorzeitigen Erbfolge, was zur Klärung der Rollen und Verantwortlichkeiten beitrug.
Bevor sie das Unternehmen offiziell übernahmen, sammelten beide Brüder wertvolle Erfahrungen in anderen Unternehmen und Branchen. Der eine arbeitete bei Daimler und an der Universität Rostock, der andere bei einem großen Netzbetreiber. Diese Erfahrungen ermöglichten es ihnen, ihren eigenen Weg einzuschlagen, als sie schließlich die Leitung des Familienunternehmens übernahmen. Der Übernahmeprozess begann im Jahr 2016.
Im Jahr 2018 wurde das Unternehmen von einem Einzelunternehmen in eine GmbH umgewandelt, und im Jahr 2020 hatten die Brüder den formalen Nachfolgeprozess abgeschlossen. Während dieser Zeit zog sich ihr Vater allmählich aus dem Tagesgeschäft zurück, obwohl er weiterhin gelegentlich Unterstützung leistete. Unter der neuen Führung erfuhr das Unternehmen bedeutende Veränderungen, insbesondere in der Kommunikationskultur. Wöchentliche Treffen mit wichtigen Mitarbeitern wurden eingeführt, um eine stärkere Beteiligung an Entscheidungsprozessen zu fördern. Auch das Eingestehen eigener Fehler wurde als entscheidend für den Aufbau eines kollaborativen Arbeitsumfelds angesehen.
Die Brüder führten innerhalb des Unternehmens verschiedene Abteilungen ein, die jeweils für bestimmte Bereiche zuständig waren – eine deutliche Abkehr vom Führungsstil des Gründers, bei dem selbst kleinere Beschaffungsentscheidungen seiner Zustimmung bedurften.



