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Orditura Paola di Grazzini Fausto e C. S.a.s.

Orditura Paola di Grazzini Fausto e C. S.a.s.

Italien

Case Study Information

Greening processes

Abfallwirtschaft

Greening input

Greening workplace

Greening outputs

Company size headcount: >10
Company size turnover: <2m
Interviewed: Nachfolger (nächste Generation), Geschwister
Industry: Verarbeitendes Gewerbe

Background

Das Unternehmen Orditura Paola Di Grazzini Fausto Srl wurde 1974 in Prato gegründet – einer Hochburg der italienischen Textilindustrie. Die Gründer waren Faustos Eltern. Nach seinem Schulabschluss stieg Fausto in den Betrieb ein, gerade als sein Vater sich auf den Ruhestand vorbereitete. Unter Faustos Führung entwickelte sich das Unternehmen weiter: Es passte seine Ziele den aktuellen Marktanforderungen an und spezialisierte sich schließlich auf die Stoffbemusterung. Als Fausto dann den Schritt in die vollständige Selbständigkeit wagte, standen neue Herausforderungen an: Der Betrieb benötigte größere Produktionsräume und erfahrenes Fachpersonal. Diese Veränderungen führten schließlich zum Umzug in ein neues Firmengebäude.

„Ich habe allein angefangen, und das Unternehmen ist mit mir gewachsen.“

Fausto

Heute hat das Unternehmen sechs Mitarbeiter. Sarina, die Ehefrau von Fausto, ist eine nicht beteiligte Gesellschafterin und hat ihr eigenes Unternehmen in der Werbebranche. Dadurch ist sie für die neuen Marktanforderungen sensibilisiert und unterstützt Fausto bei der Entscheidungsfindung in Bezug auf das Unternehmen, insbesondere im Hinblick auf digitale und grüne Innovationen.

Sustainability transition

or drei Jahren wagte das Unternehmen den Schritt, verschiedene Nachhaltigkeitszertifikate zu erwerben – zu einer Zeit, als sich nur wenige Betriebe dafür interessierten. „Für uns war das keine einfache Entscheidung“, erklärt Fausto, „aber der Markt verlangte es einfach.“ Die Auftraggeber des Unternehmens, allesamt Zulieferer in der Textilbranche, benötigten mittlerweile diese Zertifizierungen. Sabrina fügt hinzu: „Uns lag Umweltschutz schon immer am Herzen. Als sich dann die Chance bot, unser ökologisches Engagement mit den Anforderungen der Lieferanten in Einklang zu bringen, haben wir sie genutzt.“

Eines der wichtigsten Zertifikate ist der Global Recycle Standard (GRS) Dieser bestätigt, dass das Unternehmen recycelte Materialien verarbeitet und dabei strenge Umweltauflagen einhält – von der Reduzierung des Ressourcenverbrauchs (frische Rohstoffe, Wasser und Energie) bis zur Qualitätssicherung der Endprodukte. Ein unabhängiger Prüfer stellt sicher, dass der Recyclinganteil in allen Produktionsstufen nachweisbar ist, schädliche Chemikalien vermieden werden und soziale Standards eingehalten werden – vom Ausgangsmaterial bis zum fertigen Produkt.

Zwei weitere bedeutende Zertifikate komplettieren das Nachhaltigkeitsprofil: Der Global Organic Textile Standard garantiert die Verwendung von Bio-Naturfasern mit lückenloser Rückverfolgbarkeit – vom Anbau bis zum Endprodukt. Der Responsible Wool Standard (RWS) wiederum stellt sicher, dass die verarbeitete Wolle von artgerecht gehaltenen Schafen stammt. Dabei werden die „Fünf Freiheiten“ der Tierhaltung streng kontrolliert. Die gesamte Produktionskette – von der Schafzucht bis zum Geschäftskunden – muss zertifiziert sein.

Der zweite ist derResponsible Wool Standard (RWS)ein freiwilliger globaler Standard, der sich mit dem Wohlergehen von Tieren und dem Land, auf dem sie grasen, befasst. Er ist ein kein mulesingDie RWS-Zertifizierung garantiert, dass die Wolle von verantwortungsvoll geführten Schafzuchtbetrieben stammt, die die Einhaltung der Fünf Grundprinzipien der Schafzucht nachweisen.Five Freedoms for the Protection of animal welfare .Der RWS-Standard gewährleistet die Rückverfolgbarkeit des gesamten Produktionsprozesses vom Viehzuchtbetrieb bis zum Verkäufer der letzten Transaktion zwischen den Unternehmen, da alle Standorte zertifiziert sein müssen.

Die Kosten sind nicht nur einmalig, sondern wiederkehrend, da die Zertifikate jährlich erneuert werden müssen. Anfangs verhandelte Fausto noch selbst mit den Zertifizierungsstellen, heute hat er einen erfahrenen Berater an seiner Seite. Der Aufwand lohnt sich: „Die Effekte zeigen sich erst langfristig“, so Fausto, „aber jetzt bekommen wir schon mehr Anfragen – weil wir zu den wenigen Betrieben in der Region mit diesen Zertifikaten gehören.“

Ein weiterer Pluspunkt: Dank seiner modernen Maschinen arbeitet das Unternehmen ausschließlich mit Ökostrom aus Wasserkraft – was zur S4-Zertifizierung führte. Zusätzlich ist eine Photovoltaikanlage in Planung, die den Betrieb künftig teilweise selbst mit Strom versorgen soll.

Learning points and actions to consider

Für einen erfolgreichen ökologischen Wandel muss man zunächst die Marktanforderungen genau kennen und beobachten, was andere Unternehmen in der Branche tun – um dann dort mitzuhalten oder sie sogar zu übertreffen, wo es möglich ist.

Fausto ist überzeugt: „Nachhaltigkeit ist machbar, wenn der Wille da ist und die finanziellen Mittel für Investitionen vorhanden sind.“ Wichtig sei dabei zu verstehen, dass sich solche Investitionen erst langfristig rechnen – nicht nur finanziell, sondern auch für das Ansehen des Unternehmens. Wie Fausto betont:

“Es geht nicht nur darum, meinem Unternehmen zu ermöglichen, Geld zu verdienen, sondern auch darum, dass es sich weiterentwickelt und sich durch Spitzenleistungen und Qualität auszeichnet”

Für kleine Betriebe ist die Umstellung auf Nachhaltigkeit oft schwieriger als für mittelgroße Unternehmen – die Kosten belasten nicht nur die Kasse, sondern erfordern auch organisatorisch und logistisch viel Aufwand. Genau deshalb kommt es auf die Zusammenarbeit zwischen Lieferanten und Abnehmern an, sowohl strategisch als auch finanziell. „Bei uns hat sich zum Beispiel ein Kunde bereiterklärt, einen Teil der Zertifizierungskosten zu übernehmen“, berichtet Fausto. „Solche Partnerschaften müssen von beiden Seiten kommen.“ Denn für große Unternehmen ist eine komplett zertifizierte Lieferkette schließlich ein wichtiges Aushängeschild. Gleichzeitig ist es für ein kleines Unternehmen eine Chance und eine Garantie für Exzellenz, die es von anderen Unternehmen abhebt, die in der gleichen Branche tätig und nicht zertifiziert sind. Fausto sagt, dass

“Die Tatsache, dass wir seit ein paar Jahren zertifiziert sind, führt zu einer Zunahme der Anfragen unserer Kunden, weil wir bestimmte Zertifizierungen haben.”

Sabrina betont: „Investitionen in neue Technologien und Maschinen sind zwar entscheidend, aber nicht einfach – besonders wenn der Staat keine Anreize für diesen Wandel bietet.“ Beide sehen hier noch großen Nachholbedarf: „Es fehlt an Know-how und Aufklärung, die Unternehmen bräuchten, um diese Prozesse richtig zu verstehen“, erklärt Fausto. „Doch eines ist klar: Je weiter wir kommen, desto unverzichtbarer wird dieser Weg.“

Ein besonderes Ärgernis sind die behördlichen Vorschriften: Die Filzreste des Unternehmens werden als Sondermüll eingestuft – obwohl die Garne eigentlich wiederverwertbar wären. „Das treibt unsere Entsorgungskosten in die Höhe“, klagt Sabrina. Gleichzeitig müssen andere Betriebe für Garn bezahlen, das sie eigentlich kostenlos bekommen könnten. „Da zeigt sich deutlich, wo die Politik dringend nachbessern müsste“, fügt Fausto hinzu.

Reflections

  • Was sind die Bedürfnisse und Trends des Marktes?
  • Kann ich es mir sowohl wirtschaftlich als auch organisatorisch leisten, einen grünen Übergangsprozess zu durchlaufen?