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Satturn Holešov

Satturn Holešov

Tschechische Republik

Case Study Information

Greening processes

Energie-Effizienz, Abfallwirtschaft

Greening input

Erneuerbare Inputs

Greening workplace

Greening outputs

nachhaltiger Verbrauch
Company size headcount: etwa <50 Mitarbeiter
Company size turnover: etwa
Interviewed: Incumbent (ältere Generation), Nachfolger (nächste Generation)
Industry: Wasserversorgung, Abwasser, Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen

Background

Das tschechische Familienunternehmen SATTURN HOLEŠOV aus der Region Zlín ist seit 1992 am Markt aktiv. Gegründet wurde es von Jaromír Tomšů Sr., der bis heute einer der beiden Geschäftsführer ist – gemeinsam mit seiner Frau Renata. Ihr Sohn Jaromír Tomšů Jr., der die zweite Generation repräsentiert, ist seit 2023 als Prokurist im Unternehmen tätig, nachdem er sein Studium abgeschlossen hatte. Aktuell hält er 10% der Firmenanteile, während die restlichen 90% bei seinem Vater verbleiben.

Mit 17 Mitarbeitern spezialisiert sich das Unternehmen auf elektronische Kommunikationslösungen für Umwelt- und Energieprojekte. Eine eigene Entwicklungsabteilung arbeitet zudem an Cybersicherheitslösungen. So setzen beispielsweise die meisten Krankenhäuser in der Region Pardubice ihre Software für Sicherheits- und Krisenmanagement ein, ebenso wie die Prager Verkehrsbetriebe für die Straßenbahnsteuerung.

„Unsere Kinder sind praktisch im Unternehmen aufgewachsen“, erklärt die Familie. Der jüngere Jaromír entschied sich bewusst für eine aktive Rolle im Betrieb. Für ihn geht es nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch um den gesellschaftlichen Nutzen der Firmenaktivitäten.

Sustainability transition

In den Jahren 2008 bis 2010 war SATTURN HOLEŠOV an einem wegweisenden Forschungsprojekt des tschechischen Industrieministeriums beteiligt. Unter dem Titel „Dezentrale Abwasserreinigung mit telemetrischem Messsystem für kleine Gemeinden“ entwickelten sie eine innovative Lösung, die nach erfolgreichem Abschluss aller Tests 2018 erstmals in kleineren Ortschaften zum Einsatz kam. Parallel dazu modernisierte das Unternehmen seinen Hauptsitz und installierte ein cleveres Regenwassernutzungssystem – seitdem spülen die Toiletten mit gesammeltem Regenwasser. Diese einfache aber effektive Maßnahme reduzierte den Trinkwasserverbrauch des Betriebs um beachtliche 70 %.

Als zweites großes Umweltprojekt realisierte SATTURN HOLEŠOV eine Photovoltaikanlage. Der selbst produzierte Solarstrom deckt bis heute einen wesentlichen Teil des Energiebedarfs des Unternehmens.

Bei der umfassenden Gebäudesanierung setzte SATTURN HOLEŠOV noch einen dritten wichtigen Umweltbaustein um: die komplette Wärmedämmung des Firmengebäudes. Gleichzeitig tauschte man die alten Erdgaskessel gegen moderne Brennwertkessel aus. In Kombination mit der Photovoltaikanlage ermöglichte dies eine dezentrale Warmwasserversorgung im ganzen Haus. Das warme Wasser wird nun direkt vor Ort erzeugt, was lange Transportwege überflüssig macht. Die benötigte Energie liefert nach wie vor die Photovoltaik, denn auch die neuen Heizkessel arbeiten elektrisch. Tagsüber deckt der Solarstrom den Bedarf, abends – wenn niemand mehr im Gebäude ist – wird ohnehin kaum Warmwasser benötigt.

Bereits 2009 ging SATTURN HOLEŠOV mit gutem Beispiel voran und baute als einer der ersten eine Photovoltaikanlage auf dem eigenen Firmengelände – genau zu der Zeit, als Solarenergie in Tschechien immer populärer wurde. Für das damals noch im Elektroinstallationsgeschäft tätige Unternehmen war dies ein naheliegender Schritt. Neben den ökologischen Vorteilen bot das Projekt einen praktischen Nutzen: Unter Jaromír Sr.s Leitung konnte das Team die Technologie im eigenen Betrieb testen und wertvolle Praxiserfahrung sammeln. So eigneten sie sich über Jahre hinweg umfassendes Know-how in Planung, Budgetierung, Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen an. Was anfangs wie ein gewagtes Experiment wirkte, entpuppte sich als weitsichtige Entscheidung: Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können, denn zwischen 2009 und 2012 erlebte Tschechien den legendären „Solarboom“, der das Land mit Photovoltaikanlagen überzog. Die frühe Investition zahlte sich für das Unternehmen somit doppelt aus.

Das ökologische Engagement von SATTURN HOLEŠOV wurde mit zahlreichen Preisen gewürdigt. Zu den bedeutendsten Auszeichnungen zählt der Magalhães Strait of Chile Award for Innovation and Discovery with Global Reach. Darüber hinaus wurde das Unternehmen 2021 als „Familienunternehmen des Jahres“ in der Kategorie Kleinunternehmen ausgezeichnet. Ein besonderer Erfolg: SATTURN HOLEŠOV ist bis heute der einzige Anbieter in der Branche, der den Czech Made Award für seine Systemtelemetrie für Abwasser- und Hauswasseraufbereitungsanlagen erhalten hat.

 

„Ich kann am eigenen Beispiel erklären, dass dies ein sinnvoller, nachhaltiger Weg für das Unternehmen ist, egal ob es um die Nutzung von Regenwasser anstelle von Trinkwasser oder Photovoltaik geht.“ Jaromír Sr.

Dem Firmeninhaber liegt der Umweltschutz nicht nur innerhalb seines Unternehmens am Herzen, sondern auch in der Stadt Holešov, wo er als Ratsmitglied und Vorsitzender der Energiekommission tätig ist. Daher wird in Holešov derzeit eine Energiegemeinschaft gegründet, die Stadtverwaltung, Bürger und Unternehmen zusammenbringt, um gemeinsam genutzten Strom bereitzustellen. Herr Jaromír Tomšů Sr. ist für alle Angelegenheiten rund um ökologische Technologien und Verfahren zuständig. Er betont, dass der Entscheidungsprozess in seinem Unternehmen vergleichsweise unkompliziert ist, da es kein Großkonzern ist und er die volle Unterstützung seiner Familie hat. Wichtige Veränderungen bespricht er abends oder am Wochenende mit seiner Familie – keine Entscheidung wird getroffen, ohne dass alle Familienmitglieder informiert sind.

Learning points and actions to consider

Alle umgesetzten ökologischen Maßnahmen von SATTURN HOLEŠOV werden durchweg positiv bewertet. Herr Jaromír Tomšů Sr. erklärt, dass er im Nachhinein betrachtet nur eines anders gemacht hätte: Er hätte eine größere Solaranlage gebaut. Dennoch kann bereits die bestehende Anlage den gesamten Stromverbrauch des Unternehmens für ein Jahr decken. Im Sommer wird Energie produziert, während der Verbrauch geringer ist; im Winter hingegen wird keine Energie erzeugt, aber die finanziellen „Reserven“ aus den Sommermonaten genutzt. Über das gesamte Jahr hinweg bleibt das Unternehmen wirtschaftlich im Plus, da überschüssiger Strom ins Netz eingespeist und verkauft wird.

Wenn es darum geht, anderen Unternehmen umweltfreundlichere Geschäftspraktiken zu empfehlen, sprechen sich sowohl Herr Tomšů Sr. als auch seine Vertreter klar für eine Veränderung aus. Sie sind sich einig, dass es entscheidend ist, Maßnahmen zu ergreifen, die sinnvoll, sozial vorteilhaft und langfristig nachhaltig sind. Abschließend zitiert Jaromír Sr. den berühmten Seefahrer Magellan mit den Worten: „Man kann keine neuen Ozeane entdecken, wenn man nicht den Mut hat, den Blick vom Ufer abzuwenden.“

Mit Blick auf die Einführung grüner Praktiken betont er, dass nicht alles ausschließlich aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet werden kann. Auch SATTURN HOLEŠOV musste sich anfangs finanziell weit aus dem Fenster lehnen, als Photovoltaikanlagen noch nicht weit verbreitet waren. Doch heute bereut das Unternehmen diese Entscheidung nicht. Dank der frühen Investition ist es nun unabhängig von externen Stromlieferanten und kann sogar mögliche Engpässe in der Trinkwasserversorgung ausgleichen. Durch die Nutzung von Photovoltaik und Regenwasserspeicherung hat das Unternehmen nicht nur umweltfreundlichere Betriebsprozesse eingeführt, sondern gleichzeitig auch seine Energie- und Ressourcensicherheit gestärkt.

Der wichtigste Rat der Familie Tomšů lautet: Keine Angst vor Entscheidungen zu haben, deren langfristige Auswirkungen nicht sofort absehbar sind. Als Herr Tomšů eine Regenwassernutzungsanlage im Garten seiner Familie installierte, hielten ihn viele Nachbarn zunächst für verrückt. Heute, angesichts steigender Wasser- und Abwassergebühren, sehen sie die Situation mit ganz anderen Augen.

Als Unternehmen, das Photovoltaik und Abwassermanagement in seinem Produkt- und Dienstleistungsportfolio hat, empfiehlt SATTURN HOLEŠOV, strategisch und langfristig über nachhaltige Unternehmensentwicklung nachzudenken. Es geht nicht darum, kurzfristigen Trends zu folgen, sondern ökologische Maßnahmen im Einklang mit der technologischen Entwicklung, den Unternehmenswerten und dem langfristigen Wachstum zu betrachten. Solche Investitionen müssen nicht für die nächsten fünf Jahre, sondern für die nächsten 30 Jahre oder mehr geplant werden. Ebenso essenziell ist es, die Mitarbeiter richtig einzubinden und sie für ein umweltbewusstes Verhalten zu motivieren.

Reflections

  • Welche Auswirkungen wird der grüne Wandel auf mein Unternehmen haben?